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Ein Bericht für eine Akademie

13. Dezember 2013 @ 20:00

- 8,€
Affe im Terzomondo

In der Rolle eines Tieres

Franz Kafka bedient sich in seiner Erzählung „Ein Bericht für eine Akademie“ eines Schimpansen, der über sein äffisches Vorleben und seine Annäherung an den Menschen berichtet. Der Affe erzählt, wie er immer mehr menschliche Züge annahm, um dem Käfig entkommen zu können.
Er lernte, die Hand zu geben, aus Flaschen zu trinken und andere Verhaltensweise des Menschen zu kopieren – nicht zuletzt die Sprache selbst. Er wird menschenähnlich und bleibt doch Affe. Ein Zustand innerer Zerrissenheit.

Wer beobachtet wen?

Seit einiger Zeit gastiere ich nun mit diesem Stück an Theatern, Festivals und Schulen. Nach den Vorstellungen werde ich oft gefragt, wie es sei, dem Affen so nah zu sein? Meine Antwort: Ich weiß nicht, ob ich dem Affen nah bin oder er mir.

In Vorbereitung auf das Stück war ich oft im Berliner Zoo. Dort habe ich verschiedene Menschenaffen studiert. Im Stück ist es ja der Affe, der den Menschen beobachtet und zu kopieren versucht, ich musste nun umgekehrt den Affen beobachten. Doch wenn ich in die Augen eines Tieres schaute, fragte ich mich oft: Wer beobachtet hier eigentlich wen?

Lehm, Dreck und Steine

Für die Rolle musste ich Mimik und Gestik der Tiere studieren. Wie hält ein Affe seine Hände, wie ist seine Körperspannung? Wie hört sich die Stimme eines Affen an, wie würde es also klingen, wenn er in unserer Sprache spräche? Ein Wärter erklärte mir die Rangordnung der Tiere.

Ein Ereignis hab ich noch lebhaft in Erinnerung: Ein Gorilla-Weibchen sitzt ruhig im Freigehege. Nur ein Graben und eine Mauer trennen die Äffin von den Besuchern. Plötzlich greift das Tier in die Erde und schleudert eine Hand voll Lehm, Dreck und Steine in Richtung Zuschauer. Die Menge weicht erschrocken auseinander.

„… nur ein neuer Gitterkäfig“

Bei Kafka sagt der Affe: „… erkannte ich bald die zwei Möglichkeiten, die mir offen standen: Zoologischer Garten oder Varieté. Ich zögerte nicht. Ich sagte mir: Setze alle Kraft an, um ins Varieté zu kommen; das ist der Ausweg; Zoologischer Garten ist nur ein neuer Gitterkäfig; kommst du in ihn, bist du verloren.“

Nun sitze ich im Zoo und beobachte die Affen. Absurd.

Guido Schmitt

bericht-akademie

Details

Datum:
13. Dezember 2013
Zeit:
20:00
Eintritt:
8,€
Veranstaltungskategorien:
,

Veranstaltungsort

Galerie Terzo
Grolmanstraße 28
Berlin, 10623 Deutschland
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Telefon
0308815261